Kammerspiele der Josefstadt /// 8. November 2018 /// Acht Frauen
In der Krimikomödie Acht Frauen gehen die Charaktere an den Kammerspielen Josefstadt der Frage, welche der Anwesenden den Hausherren Marcel getötet hat, nach. Neben der Lösung dieses Rätsels werden bei einer Spielzeit von 2 1/2 Stunden die vergeblich düsteren skandalösen Geheimnissen der Figuren ans Licht gebracht.
Die Figuren, die allesamt in einem Verwandtschaftsverhältnis miteinander stehen, versammeln sich auf dem abgeschiedenen Landsitz von Marcel und Gaby um zusammen Weihnachten zu feiern. Als das Dienstbotin den Herren des Hauses wecken soll, findet sie diesen erstochen in seinem Bett. Kurz darauf steht fest, dass nur eine der Anwesenden ihn getötet haben kann. Soweit, so Krimi. Die nächsten 2 1/2 Stunden handeln einerseits von der Aufklärung des Verbrechens und andererseits von den Enthüllungen über die einzelnen Frauen.
Die Gags dieser „Komödie“ wollen in den Kammerspielen nicht richtig ziehen. Einzige Ausnahme: Sandra Cervik, die Augstine, die schrullige Schwägerin des Opfers, spielt, ist mit Abstand am witzigsten: Egal, ob sie nun den sexy dance moves der Dienstbotin Louise nacheifert und den Hüftschwung komplett vermasselt oder nach ihrer Transformation à la 90er Jahre Kitsch-Teeniefilm von der „grauen Maus“ zur „femme fatale“ auf der Treppe posiert und sogleich über das zu lange Kleid stolpert, hat sie mich sicherlich am häufigsten zum Lachen gebracht. Das komödiantische Timing ist bei ihr on point und bringt auch körperliche Komik super rüber.
Die Frauen sind Stereotypen ohne gleichen und in diesem Stück werden reichlich altbekannte Wendungen bedient. Ich hatte das Gefühl, dass von mir erwartet wurde, dass mich vor allem diese “Enthüllungen” über die Frauen schockieren sollten. Und vermutlich war bei der Erstaufführung in den 60ern ein lesbisches Paar und eine ledige schwangere Frau noch etwas aufsehenerregend – Ich habe bei diesen Offenbarungen im Geiste nur mit den Schultern gezuckt. Ist doch nichts dabei.
Andere Wendungen wurden schon so oft bedient, dass sie nur noch abgedroschen sind: Wer hätte jemals – auch nur in seinen wildesten Träumen – angenommen, dass die fesche Dienstbotin mit dem Hausherren schläft, in den die „graue Maus“ Augustine verliebt ist …
Man könnte versuchen die Frauen auf ihre verschiedenen Entwürfe „Frau zu sein“ hin zu analysieren, aber das erscheint mir als verschwendete Liebesmüh’: Man taucht bei keiner einzigen tief genug in ihr Denken ein, um weiterreichende Motivationen, Wünsche, Ängste, etc. erahnen zu können. Geht man beispielsweise zur neuen femme fatale-Aufmache Augustine zurück: Ich vermute, dass sie dem Aussehen der Dienstbotin Louise nacheifern möchte und sich zukünftig ähnliche „Erfolge“ bei Männern erhofft – Aber ich weiß es einfach nicht.
Trotz zum Teil versemmelter Pointen, einer Sammlung von vergebens düsterer und aufsehenerregenden Wendungen sondergleichen und faderAusstattung: Schlussendlich war ich 2 1/2 Stunden durchaus gut unterhalten. Acht Frauen ist sicherlich kein weltbewegendes tiefschürfendes Stück, aber leichte Unterhaltung mit ein bissl Gesang und Tanz – und mehr darf/sollte man sich davon auch nicht erwarten! Es war gut gespielt und der eine oder andere Lacher war immer wieder dabei. Bevor man sich also abends die immer gleichen Folgen von dem Bullen von Tölz oder How I Meet Your Mother anschaut, kann man ohne schlechten Gewissen in den Kammerspielen vorbeischauen und einen wirklich netten, wenn auch seichten, Abend verbringen.
Warum aber kurz vor Ende Gaby und Pierette – Frau und Schwester des Opfers, die sich von Anfang an nicht ausstehen können und in einen handgreiflichen Streit gekommen waren – plötzlich geschmust haben, ist mir noch immer ein Rätsel.
TL; DR: Seichte Krimikomödie, die leichte Unterhaltung mit Gesang- und Tanzeinlagen verspricht und traditionell bis altmodisch in Szene gesetzt ist.
ACHT FRAUEN
Buch: Robert Thomas
Regie: Herbert Föttinger
Bühnenbild: Ece Anisoglu
Kostüme: Birgit Hutter
Musikalische Leitung: Christian Frank
Choreografie: Simon Eichenberger
Dramaturgie: Silke Ofner
Licht: Emmerich Steigberger
Gaby: Susa Meyer
Susanne: Swintha Gersthofer
Catherine: Anna Laimanee
Mamy: Marianne Nentwich
Augustine: Sandra Cervik
Louise: Silvia Meisterle
Madame Chanel: Isabella Gregor
Pierrette: Pauline Knof
Bildrechte: (c) Sepp Gallauer