Volx/Margareten /// 11. Mai 2019 /// Nach uns das All oder Das innere Team kennt keine Pause
Silbernes Lametta, grüner Kunstrasen, mittig eine Matratze mit weißen Decken und Polstern, ein Keyboard, ein paar Plastikstühle und ein Tisch mit einer Eieruhr – wenn ein Bühnenbild so scheinbar zusammenhangslos und zerstreut wirkt, dann kann das Stück nur gut werden!
Das Licht geht aus, drei Frauen kriechen unter dem Gewühl aus Decken hervor und sprechen einen wirren, abgehackten, aber erstaunlich synchronen Chor. Wie die “homogene Masse”, nach der sie sich so offen sehnen, diskutieren sie die Gesellschaft, die unter das “Joch der Freiheit” gezwungen wird. Sie sind wütend, sie sind unzufrieden und sie sind unglaublich untalentiert. Sie sind die Mensch(en) gewordene, abstruse Dreifaltigkeit einer Gesellschaft, die der unseren gar nicht so unähnlich erscheint. Sie ist die perfekte Metapher für unsere Generation und deren einstimmige Inkompatibilität mit der Welt, wie sie nunmal ist.
Neben dem Vorhaben, aus dieser freien und vom Frieden kastrierten Welt zu verschwinden, kommt dann auch noch die unlösbare Frage nach der Partner_innenwahl hinzu: Im Rahmen eines Projektes soll nämlich der Mars besiedelt (in anderen Worten: ruiniert) werden. Um eine erfolgreiche Fortpflanzung zu gewährleisten, kann man die Reise ins All allerdings nur paarweise antreten. Welches Problem das in einer Gesellschaft der Anti-Kommunikation aufwirft, ist zu erahnen: Männer und Frauen fluten sich gegenseitig mit Fragen, Gegenfragen, inhaltslosem Philosophieren, strategischem Antworten-Zurechtlegen und von Konventionen getränkten Plattitüden. Ob das wirklich zielführend ist?
Wären die gesamten 80 Minuten geradlinig von solchen sarkastischen Anspielungen durchzogen gewesen, dann wäre man gegen Ende wahrscheinlich etwas müde gewesen. Glücklicherweise kam aber auch das kleine Keyboard zum Einsatz und es wurde zwischenzeitlich eine überraschend Ton-sichere Gesangseinlage geboten, die einfach Spaß gemacht hat.
Fazit: Oberflächlich betrachtet ist dieses Stück die pure Unterhaltung und allein deswegen schon einen Besuch wert. Wer aber etwas genauer zuhört, schnappt auch den ein oder anderen klugen Satz auf, der das ganze Wirr-Warr zu einem “Aha!” bündelt. Selbst wenn manche der gesellschaftskritischen Kommentare etwas klischeehaft sind, hat das Gesamtbild wunderbar gepasst. Die witzige und trotzdem treffsichere Inszenierung hat dem Thema einer sozial-dissoziativen Gesellschaft erfolgreich die Schwere genommen.
NACH UNS DAS ALL ODER DAS INNERE TEAM KENNT KEINE PAUSE
von Sibylle Berg
Regie: Felix Hafner
Bühne und Kostüme: Camilla Hägebarth
Chorleitung: Almuth Hattwich
Dramaturgie: Andrea Zaiser
Schauspiel: Peter Fasching, Anja Herden, Saskia Klar, Isabella Knöll, Sebastian Pass, Lukas Wurm
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Bildrechte: © Barbara Pálffy / Volkstheater