Burgtheater /// 14. März 2023 /// Der Sturm
Mit Der Sturm wird ein Klassiker von Shakespeare im Burgtheater neu aufgeführt. Hier werden die Zuschauer*innen auf eine entlegene Insel entführt, die in einer modernen Inszenierung mit Musik und Komik zum Leben erwacht.
Der von seinem Thron vertriebene mailändische Herzog Prospero (Maria Happel) kontrolliert von einer entlegenen Insel aus Geister und Naturgewalten, um die Usurpatoren rund um seinen Bruder Antonio (Johannes Zirner) zur Rechenschaft zu ziehen. Mit Hilfe seines Dieners Ariel (Mavie Hörbiger) verzaubert Prospero ihre Sinne und zieht im Hintergrund die Fäden eines Verwirrspiels zur Rückeroberung seiner alten Herrschaft.
Die lebhafte Inszenierung von Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson lässt die knapp zweieinhalbstündige Aufführung wie im Fluge vergehen. Neben der schauspielerischen Darbietung und einem von Elín Hansdóttir kuratierten Bühnenbild wird sie vor allem von der musikalischen Performance von Gabriel Cazes getragen. Cazes durchsetzt Shakespeares Spätwerk mit überraschenden, aber niemals deplatziert wirkenden Stücken der Pop-Musik (You Can’t Always Get What You Want von den Rolling Stones, Perfect Day von Lou Reed). Die Schauspieler*innen tun sich zu einer Bigband zusammen. Der Prinz spielt jetzt Schlagzeug, der Rat des Königs die Trompete. Die Besetzung feiert ein Fest mit Pauken und Trompeten auf der mit Unmengen schimmernd grünem Schaumstoff beregneten Bühne. Das Burgtheater verwandelt sich in die zauberhafte Insel, auf die das Shakespearsche Stück seine Figuren entführt – und Arnassons Inszenierung sein Publikum.
© Susanne Hassler-Smith
Die Figuren wurden allesamt hervorragend verkörpert. Maria Happel stellt Prospero in der für seinen Charakter typischen Mischung aus Intellekt, Strenge und Sympathie dar. Miranda (Lilie Winderlich) und Ferdinand (Nils Strunk) werden beide glaubhaft mit besonderer Betonung ihrer jugendlichen Naivität, Ungestümtheit und Unbeholfenheit gespielt. Drei Figuren, die jedoch besonders in dieser Inszenierung hervorstechen (vor allem in Hinblick auf deren Nebenrollen als zweitrangige Antagonisten und „Comedic Relief“ im Originaltext,sind Caliban (Daniel Jesch), Stephano (Roland Koch) und Trinculo (Michael Maertens). Während Caliban als unterdrückter Einheimischer noch eine vergleichsweise ernste Rolle übernimmt, werden die beiden Trunkenbolde zu übergroßen Stars auf der Bühne, die einen nicht unwesentlichen Teil der Spielzeit für sich beanspruchen.
Für jene Zuschauer*innen, die noch nicht mit der Handlung vertraut sind, kann sich die Vielfalt an Figuren und deren komplexe Verhältnisse zueinander sowie das abrupte,leicht veränderte Ende, als verwirrend erweisen, auch ohne dass dafür ein Geist wie Ariel mit ihren Sinnen spielen muss. Aber dieser Umstand trübt keinesfalls den Zauber dieses unterhaltsamen Abends. Arnassons Inszenierung von Shakespeares Der Sturm im Burgtheater ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Philipp Raffeiner, Peter Immanuel Eich
DER STURM
Von Thorleifur Örn Arnarsson
Deutsch von Gabriele Groenewold
Mit Michael Maertens, Dietmar König, Maria Happel, Johannes Zirner, Nils Strunk, Roland Koch, Daniel Jesch, Lili Winderlich, Mavie Hörbiger | Live-Musik: Gabriel Cazes | Bühne: Elín Hansdóttir | Kostüme: Karen Briem | Licht: Friedrich Rom | Sebastian Huber
Mehr Informationen hier: https://www.burgtheater.at/produktionen/der-sturm
Nächste Vorstellung: Fr. 14.04 19:30 Uhr
Titelfoto © Matthias Horn
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