Pelzverkehr Festival /// 19. + 20. September 2020 /// Klagenfurt
Das Eröffnungswochenende des Festivals “Pelzverkehr” präsentierte ein facettenreiches künstlerisches Programm und verortete Kärnten in seiner mehrsprachigen Tradition.
Unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen konnte das “Pelzverkehr Festival für Tanz und Performance” heuer zum 5. Mal in Klagenfurt stattfinden. Als Schwerpunkte galten am Eröffnungswochenende am 19. und 20. September die Sichtbarkeit der Mehrsprachigkeit und die Integration von lokalen Künstler*innen in Kärnten/ Klagenfurt. Nach einem “Appetizer” der Klagenfurt Urban Dance Gruppe “The Lindwurm Destruction Crew” betonte die künstlerische Leiterin Ingrid Türk-Chlapek, wie wichtig ihr die Bezugnahme auf die Zweisprachigkeit Kärntens sei. Dies bekräftigt sie dadurch, dass, sie die Eröffnungsworte auf Slowenisch übersetzen ließ.
Vor diesen Eröffnungsworten hatte sich die Künstlerin Sara Lanner bereits mit Mehrsprachigkeit auseinandergesetzt. Ausgehend von der wörtlichen Bedeutung von “Muttersprache” etwa in Englisch (aber auch in Slowenisch) schreibt sie in in ihrer Performance “Mother Tongue” mit ihrer Zunge auf eine weiße (zungenähnliche) Wand: “Mothertongue, my other tongue”. Die schmerzvolle Arbeit des Schreibens mit der Zunge symbolisiert zum einen, wie viel Arbeit unbewusst hinter dem Sprechakt steckt. Zum anderen thematisiert sie in ihren Texten das Misstrauen, das Sprecher*innen “anderer”, weniger akzeptierter Sprachen ausgesetzt sind. Dabei sollte der Gebrauch von und der Wechsel zwischen verschiedenen Sprachen nichts Außergewöhnliches sein.
Ebenso wurde die kärtnerische-slowenische Beziehung am Eröffnungstag betont, indem die Performance “Fight Bright” als Hauptveranstaltung am Eröffnungstag von mehrheitlich slowenischen Tänzer*innen aufgeführt wurde.Choreographiert von Milan Tomášik verhandelt die Darbietung unterschiedliche Arten der Interaktion in einer Gemeinschaft, die zwischen Konflikt, Empathie und gegenseitiger Inspiration pendeln. Auf einer Bühne, die mit Klangschalen akustisch und räumlich strukturiert wird, begeistert die Performance mit ihrer Mischung aus Ordnung und Improvisation, Stille und Aktion, Einzeltanz und Kooperation.
Das Pelzverkehrfestival lässt sich nicht auf bestimmte künstlerische Kategorien beschränken. Das wurde vor allem am Sonntagvormittag mit dem “Milango Brunch”, ein Tangotreffen in Form eines Brunches, deutlich. Der klassische Tangotanz erhält am Veranstaltungsort Künstlerhaus eine außergewöhnliche Atmosphäre, wenn die Paare an moderner Kunst vorbei tanzen. Schade nur, dass Paartanzen doch einen exkludierenden Faktor für Menschen ohne (Tanz)partner*in beinhaltet. Verstärkt noch durch die Coronamaßnahme, die vorschreibt, dass nur mit Personen aus demselben Haushalt getanzt werden kann, gestaltet es sich schwierig zu partizipieren. Diese Veranstaltung, die sich mehrheitlich an Tangoprofis adressiert, zeigt aber erneut die Bemühung um die Einbindung der lokalen Communitys, welchen das Festival unabhängig von ihrer künstlerischen Ausrichtung einen Raum bieten möchte. Damit leistet das Festival einen wichtigen Beitrag für das kulturelle Leben Klagenfurts!