Pressekonferenz-Online /// 9. Juli 2021 /// Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport
Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer hat am 9. Juli 2021 die erste bundesweite „Kunst und Kultur Strategie 22“ vorgestellt. Gemeinsam mit der Präsidentin der Salzburger Festspiele Helga Rabl-Stadler, Musikerin Yasmin Hafedh und Regisseur David Schalko wurde über den Stellenwert von Kunst und Kultur in der Gesellschaft gesprochen. Über eine neue Form von Partizipation innerhalb von Kulturbetrieben in Österreich, sowie über Zukunftspläne des Bundes nach Covid-19. Mit dem Ziel, die kulturelle Vielfalt zu erhalten, finanzielle Maßnahmen zu verändern und die Sichtbarkeit stärken, zum Schutz aller österreichischen Kunst- und Kulturbetriebe.
Nach monatelanger Schließung zurück in die Öffentlichkeit zu gelangen, war die größte Herausforderung für die Kunst- und Kulturszene seit dem 2. Weltkrieg. Und das für alle Institutionen und Akteur*innen in Kunst und Kultur. Darunter die Bundestheater, die freie Szene, Clubs, Museen und Kinos.
Die globale Gesundheitskrise hat gezeigt wie wichtig und bedeutsam Kunst und Kultur für das Menschsein und die Gesellschaft ist. Wie verletzlich diese Branche ist, wenn Grundlagen wegfallen und das Publikum fehlt. Aber auch, wie widerstandsfähig und mutig sie sein kann, wenn es darum geht, Maßnahmen zu ergreifen und neue Strategien für ihren Erhalt zu suchen. So blickt Andrea Mayer auf die vergangene Krisenzeit von Kulturvereinen sowie Künstler*innen- und Kulturarbeiter*innen zum Beginn der Pressekonferenz zurück. Österreich hat während der Krise ein finanziell staatliches Unterstützungssystem erhalten, während auf internationaler Ebene nicht alle mit Hilfe rechnen konnten. 350 Mio. EUR wurden in der Gesamtsumme für spezielle Maßnahmen von der Bundesregierung zur Verfügung gestellt, zusätzlich zum regulären Budget und Wirtschaftshilfen, wie Umsatzersatz und Kurzarbeit. Das bereits bestehende 20 Mio. EUR Neustart-Paket hat einen Schadensersatz ermöglicht und dient zur Förderung von Projekten in der momentanen Übergangszeit. Ein 66,5 Mio. EUR Hilfspaket für die österreichische Kunst- und Kulturprojekte ist im “EU-Wiederaufbauplan” vermerkt und soll die Branche 2022 und die nächsten Jahre zusätzlich unterstützen. Neben dem regulären Budget wurde damit eine historische Erhöhung von 30 Mio. EUR erfahren.
Neben finanziellen Mitteln steht in einem offenen Prozess der Wert von Kunst im Vordergrund. Das Publikum wird eingeladen, partizipativ daran teilzunehmen. Yasmin Hafedh erwähnt Zusammenhalt und die Kommunikation zwischen Hochkultur und freier Szene und betont, wie wichtig Solidarität und ein nachhaltiger Fortbestand seien. Das spiegelt sich auch in der Zusammensetzung der Sprecher*innen bei der Konferenz wieder.
Die Filmbranche hat daneben bereits während der Krise eine privilegierte Position erfahren, berichtet David Schalko. Die effizienten Hilfsmaßnahmen betrugen hier 25 Mio. EUR von denen bisher erst 4 Mio. EUR in Anspruch genommen wurden. Außerdem gibt es eine zusätzliche Ausfallkosten-Übernahme der staatlichen Versicherung bei Filmproduktionen in der Entwicklung. Damit konnte ein Produktionsvolumen von 100 Mio. EUR und ca. 5000 Arbeitsplätzen sichergestellt werden. Mit einem gemeinsam entwickelten Hygienekonzept des Gesundheitsministeriums wurden 60 internationale- und nationale Produktionen gedreht. In der Krisenzeit sei starker Zusammenhalt in der Branche erstmals wieder zu spüren gewesen, berichtet David Schalko.
„Kunst ist keine Deko, sondern ist ein Lebensmittel“
Mit diesem Zitat von Max Reinhardt betont zuletzt Helga Rabl-Stadler, wie wichtig es sei zukünftig faire Arbeitsbedingungen auf Bund- und Länderebene zu schaffen. Aktuelle gesellschaftliche Themen wie Diversität, Digitalisierung und Innovationen sollten in der Kulturpolitik verstärkt werden und mit der Kulturvermittlung nach außen getragen werden. Ebenso diese Meinungen in die staatlichen Verordnungen zu bringen und eine Akzeptanz der neuen Maßnahmen zu erhalten.
Lange Zeit beherrschte öffentliches Schweigen rund um das Thema Kultur die prekäre Situation. Eine Branche ohne Jobs, Einkommen und Perspektive, die als nicht systemrelevant eingestuft wurde. Jetzt schafft die “Kunst- und Kulturstrategie 22” mit ihrem Vorhaben einen neuen Ansatz für das österreichische kulturelle Leben. Neue Besucher*innen sollen angelockt werden, Veranstaltungsformate sollen Hochkultur und freie Szene verbinden, mit Präsenz in den sozialen Medien soll mehr Aufmerksamkeit junger Gäste erreicht werden. Kunst- und Kultur soll in einem verstärkten Maß erleb- und erfahrbar sein und den gleichen Wert wie anderen Branchen zugeteilt werden.