Burgtheater Wien /// 23. Juli 2019 /// Um Jeito de Corpo
Eine Körperflut tanzt sich durch die brasilianische Geschichte und kreiert dabei eine kleine Hommage an Pina Bausch.
In Dunkelheit eröffnet Ismael Ivo sein bildgewaltiges Stück, das mit Präzession und Farbe versucht, das brasilianische Leben einzufangen. Ivo, bekannt für seine ausdrucksstarken und technisch perfekten Aufführungen, hat zusammen mit der Choreografin Morena Nascimento und dem Balé da Cidade de São Paulo ein Tanztheaterstück entwickelt, das mit vielen kleinen Reminiszenzen an Pina Bausch erinnert, allerdings ohne ihren feinen Humor.
Dabei erzählt er von dem Brasilien des Musikers Caetano Veloso, um dessen Lieder sich das Stück aufbaut. Auf viele Klischees, die über Brasilien gezeigt werden können, wird verzichtet. Andere müssen dagegen bedient werden, was zu eigenartigen Szenenwechseln führt. Wird eben noch eine Darstellerin auf der Bühne vergewaltigt, da twerkt in der nächsten Szene eine Tänzerin aufreizend in rotem, durchsichtigem Kleid für das Publikum. Darstellungen, die in ihrer aus dem Zusammenhang-Gerissenheit ein Frauenbild Brasiliens produzieren, das zeigt, wie viel Arbeit noch bis zur Gleichberechtigung bevorsteht.
In einer anderen Szene sehen wir einen Kuss zwischen zwei Männern, der zu Verfolgung und Bestrafung führt. Ist Homosexualiät in Brasilien zwar lange legal, so kommt es von Seiten der Gesellschaft noch immer zu Ablehnung und Gewalttätigkeiten. Diese werden allerdings immer nur kurz eingebaut, die “schönen” Szenen von glücklichen Menschen in pastellfarbener Kleidung überwiegen. Am Ende sehen wir einen Tänzer allein auf der Bühne, er tanzt auch noch, als sich langsam der Vorhang schließt. Ivo endet mit einem Bild der Hoffnung, offen für die Zukunft.
Fazit: Tanztheater, das politisch Töne anklingen lässt, diese aber nicht zu Ende spielt. Am Ende scheint der Inhalt zu Gunsten der Ästhetik in den Hintergrund gedrängt.
UM JEITO DE CORPO
Österreichische Erstaufführung
Konzept und Idee: Ismael Ivo, Choreografie: Morena Nascimento, Choreografieassistenz: Camila Bosso, Dramaturgie: Vadim Nikitin, Guilherme Wisnik, Musik: Caetano Veloso, Musikalische Leitung: Cacá Machado, Assistenz: Mariana Lima, Beratung: José Miguel Wisnik, Bühnenbild: Marcel Kaskeline, Bühnenbildassistenz: Luciana Bueno, Lichtdesign: Aline Santini, Assistenz: Nicolas Caratoni, Kostümbild: Isadora Gallas, Assistenz: Juliana Andrade, Maske: Luiz Parisi, Probenleitung Assistenz: Carolina Franco, Roberta Botta
Tanz: Aline Silva Machado, Ana Beatriz Nunes de Lima, Antonio Adilson Carvalho Junior, Ariany Damaso Vidal, Bruno Eduardo Silva Rodrigues, Bruno de Almeida Gregório, Camila de Oliveira Ribeiro, Carolina Martinelli Flores, Cleber Fantinatti, Érika Ishimaru, Fabiana Luzia Silva Ikehara, Fábio Pinheiro, Fernanda Bueno da Silva, Grécia Catarina Gonçalves da Costa Santos, Harrison Luis Gavioli de Lara, Isabela Maylart, Jessica Fadul Machado Rossini, Leonardo Magalhães Muniz, Leonardo Heohne Peres Polato, Luiz Cesar Pinheiro de Oliveira, Luiz Felipe Valente Crepaldi, Manuel Rodrigues Gomes Junior, Marcel Anselmé Lima, Marcio José do Nascimento Filho, Marina Andrade Giunti, Marisa Bucoff, Rebeca Ferreira de Christo, Renata Alves Barreto Bardazzi, Gonçalves, Reneé Weinstrof, Uátila Borges Coutinho, Victor Hugo Gastão Vila Nov, Victória Martins Oggiam, Yasser Alejandro Diaz Guillén
Uraufführung im März 2018, Theatro Municipal Sao Paulo
Fotos: © Karolina Miernik.
Mehr Informationen hier: https://www.impulstanz.com/performances/2019/id1277/.