Reden mit Mama /// 8.2.2025 /// Theater Spielraum
Das kleine Theater Spielraum präsentiert eine berührende Tragikomödie zu einer Mutter-Sohn-Beziehung.
Jaime (Paul Wiborny) möchte mit seiner Mutter (Brigitte West) reden, sie wundert sich dass er sie diesmal persönlich aufsucht statt sie anzurufen. Tatsächlich muss er ihr eine schlechte Nachricht überbringen: Aufgrund seiner schwierigen finanziellen Lage bittet er sie, aus der Wohnung auszuziehen. Doch die Mutter denkt gar nicht daran! Mit ihren 82 Jahren hat sie einen neuen Partner, der sie zunehmend zur Anarcho-Pensionistin macht. In ihrem Wohnzimmer entwickelt sich ein intensives Gespräch mit ihrem Sohn über ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Der Text von “Reden mit Mama”, eine Bühnenfassung von Jordi Galcerán zu einem Film von Santiago Carlos Ovés (in der deutschen Fassung von Stefanie Gerhold) spricht viele Themen an und bringt die Zuschauer:innen viel zum Lachen. Den beiden Schauspieler:innen gelingt es leichtfüßig zwischen Tragik und Komik zu springen. Das Gespräch bleibt authentisch und die Gefühle überzeugend. Einzig die vermeintlichen Gedächtnisverluste der Mutter wirken erzwungen, weil sie nur in wenigen Szenen sehr präsent sind.
Das Gespräch von Mutter und Sohn beginnt mit viel Humor, wird in kleinen Schritten immer persönlicher, ehrlicher und zeigt die Wichtigkeit von Kommunikation auf unterschiedlichen Ebenen auf. Eine Konversation, in der die Mutter Jaime mit ihren direkten Fragen und ihrem Ignorieren der Pragmatik, der ungeschriebenen Kommunikationsgesetze, fordert. Mühsam zu ertragen sind nur die regelmäßigen abwertenden Aussagen der Mutter über Jaimes Frau und Schwiegermutter als Running Gag.
Die Metaphern des Textes setzt die Inszenierung von Gerhard Werdecker auch im Bühnenbild von Anna Pollack um: Der Sand, als Symbol der Lauf der Zeit, ist durch eine Sanduhr und eine Sandkiste sichtbar, der Kichererbseneintopf, der sagt, dass gut Ding Weile braucht, steht in der Mitte der Bühne und das Licht der Erleuchtung flackert. Die beiden Darsteller:innen stehen sich manchmal frontal gegenüber, manchmal umkreisen sie sich und in einer rührenden Geste wiegt die Mutter ihren Sohn wie ein Baby. Im zweiten Teil des Stückes, dessen Pointe hier nicht verraten werden soll, wird auch der Raum vor der Bühne als Symbol verwendet.
“Reden mit Mama” ist im ersten Teil ein komisches, im zweiten Teil tragisches Stück, das berührt und im Theater Spielraum auf eine feinfühlige, detailreiche und angemessene Art umgesetzt wird und so dem Inhalt mehr als gerecht wird.
REDEN MIT MAMA
(Conversaciónes con mamá) von Santiago Carlos Ovés und Jordi Galcerán
Inszenierung: Gerhard Werdecker | Bühne: Anna Pollack (nach einer Idee von Raoul Rettenberg) | Kostüm: Anna Pollack | Licht: Tom Barcal | Assistenz: Alice Gonzalez-Martin | Fotos: Michaele Krauss-Boneau, Barbara Pálffy
Schauspiel: Brigitte West, Paul Wiborny
Nähere Infos unter: REDEN MIT MAMA – Theater Spielraum
Nächste Vorstellungen: 10.-15.2. jeweils 19.30h.
Fotos: Michaela Krauss-Boneau