Akademietheater /// 14. November 2024 /// Der Raub der Sabinerinnen
“Der Raub der Sabinerinnen” der Brüder Schönthan in einer Fassung von Svenja Viola Bungarten und Anita Vulesica bietet mithilfe einer spannenden Inszenierung formidable Unterhaltung.
Der umtriebige Theaterdirektor Emanuel Striese (Birgit Minichmay) verspricht dem neurotischen Gymnasialprofessor Jörg Gollowitz (Sabine Haupt), dessen in Jugendtagen geschriebenes Theaterstück “Der Raub der Sabinerinnen” mit wenig Mitteln zu einem Erfolg zu machen. Da seine Frau Friederike (Dietmar König), die niemals wollte, dass das Stück aufgeführt wird, gerade auf Kur weilt, stimmt er dem Angebot, wenn auch voller Angst vor Misserfolg, zu. Als seine Gattin jedoch früher als erwartet vom Wolfgangsee zurückkehrt und auch seine Töchter Paula und Marianne (beide Stefanie Dvorak) mitsamt Ehemann der letzteren (Lukas Vogelsang) sowie ein norddeutscher Lebemann (Julian von Hansemann), der das Glück jetzt als Schauspieler sucht, in Gollowitz´ bürgerlichem Wohnzimmer eintreffen, kommt es zu Verwicklungen und Missverständnissen.
Die stereotypen Geschlechterrollen der Originalfassung verkehren Svenja Viola Bungarten und Anita Vulesica in ihrer Inszenierung, indem sie zwei Frauenrollen mit Männern und zwei Männerrollen mit Frauen besetzen. Glücklicherweise sind die Kostüme dabei nicht übertrieben und Schauspiel und Text nicht vulgär.
Das Stück am Akademietheater scheint für Minichmayr gemacht worden zu sein: Während bei den anderen umgedrehten Geschlechterbesetzungen der Schein gewahrt wird, ist Minichmayrs Rolle von Anfang an so ausgelegt, dass der Star erkannt wird. Da macht es auch nichts aus, dass Strieses breiter Dialekt bei ihr manchmal unverständlich ist, es geht um das komödiantische Schauspiel, das Minichmayr zweifellos beherrscht, wobei ihre Rolle gar nicht so oft auf der Bühne präsent ist.
Die anderen Darsteller:innen stehen ihr aber um nichts nach und tragen ebenfalls zur Unterhaltung bei, auch wenn im zweiten Teil die Handlung zunehmend verwirrend wird und auch die Inszenierung sich zerstreut: Es ist nicht mehr klar, wo das Stück gerade spielt. Schließlich muss man sich einfach auf die Situationskomik einlassen, ohne zu genau zu versuchen, den Ablauf zu verstehen.
Das Bühnenbild stellt das Büro des Professors dar, sowohl der Schreibtisch als auch ein Bücherstapel dienen als Ort des Jammerns von unterschiedlichen Personen. Die Saloon-Schwingtür sorgt für bombastische Auftritte. Im Hintergrund sind zunächst nur Kisten sichtbar. Im Laufe der Vorführung, wenn sich die Premiere von “Der Raub der Sabinerinnen” nähert, werden dort auch die gerade nicht schauspielenden Darsteller:innen sichtbar, was das Gefühl von Theater im Theater verstärkt.
Eine vermeintlich neue Textfassung ist nicht zu spüren, es gibt keine aktuellen Anspielungen. Das zeigt aber, dass der Unterhaltungswert dieses Schwankes zeitlos ist. Tatsächlich ist es ein erheiternder Abend, der zwar nicht die ganz großen Lacher, aber doch vergnügliche Zerstreuung bietet.
Der Raub der Sabinerinnen
von Franz und Paul von Schönthan
in einer Fassung von Svenja Viola Bungart en & Anita Vulesica
Regie: Anita Vulesica | Bühne: Henrike Engel | Kostüme: Janina Brinkmann | Musik: Camill Jammal | Sounddesign: Rupert Derschmidt | Choreografie: Mirjam Klebel | Licht: Norbert Piller | Dramaturgie: Rita Czapka
Mit: Birgit Minichmayr, Sabine Haupt, Dietmar König, Stefanie Dvorak, Lukas Vogelsang, Dorothee Hartinger, Norman Hacker, Julian von Hansemann, Annemarie Fischer
Mehr Informationen hier: Der Raub der Sabinerinnen | Burgtheater
Nächste Aufführungen: Samstag 28.12. 20h
Fotos: © Marcella Ruiz Cruz