Kosmos Theater /// 12.Oktober 2021 /// Kleingartenverein Zukunft
Grillen, Unkraut und Ruhezeiten, Liebe zur Natur und Kampf gegen Außen: Das Kosmos-Theater setzt sich mit dem Mikrokosmos Kleingartenverein auseinander.
In “Kleingartenverein Zukunft” beschäftigt sich die Regisseurin und Kleingärtnerin Maria Sendlhofer mit den Leitmotiven des Kleingartenlebens entlang der Jahreszeiten: Die Bewohner*innen freuen sich über die ersten Sonnenstrahlen im Frühling, bewundern ihre Pflanzen im Sommer, holen im Herbst die Ernte ein und bereiten sich auf den Winter vor.
Die Szenen sind langsam und leben von der genauen Ausführung von Aktionen – dennoch kommt keine Langeweile auf. Die Überzeichnung der Routinen sorgt für eine Vielzahl an großartigen, erinnerungswürdigen Bildern, etwa der Tanz mit den Rasenmähern und unterschiedliche Strategien beim Aufklappen einer Liege.
Dialoge gibt es wenige, deshalb spielen auch der Musiker Bernhard Eder und die Choreographin Olivia Hild als Darsteller*innen mit. Die sieben Kleingartenbewohner*innen bleiben namenlos und sind nicht eindeutig als Stereotype zu identifizieren. Nur eine Person ist mit seiner Begeisterung für die Natur charakterlich ausgeprägt. Einzig anhand ihrer Mode unterscheiden sie sich die Hobby-Gärtner*innen, diese schwankt von komplettem Entspannungs-Outfit in Unterhose und Arbeitsmantel bis hin zu top gestyltem Outfit mit Täschchen.
Das Verhältnis zwischen den Vereinsmitgliedern bleibt unklar, zwar wissen sie (durch gegenseitige Beobachtung) viel voneinander, doch auf wahre Hilfe und gegenseitiges Interesse können sie nicht zählen. Vieles der Zusammenarbeit reduziert sich auf einen Wettkampf: Wer hat die beste Strategie gegen Unkraut oder rollt die Markise besonders sportlich aus? Das Grillen kommt ohnehin einer Religion gleich, bei der eine falsche Meinung zu Senf fast zu einem Ausschluss aus der Gruppe führt.
Die Obfrau erinnert sich an ihre Amtszeit und an die Unterschiede zwischen ihrer Leitung und der des Vorgängers – das Durchsetzen der Kleingarten-Normen kann auf rigide oder auf nachlässige Weise erfolgen. Im Endeffekt hält den Verein nichts so gut zusammen wie der “Feind im Außen”, diese Gefahr droht vor allem im Winter. In der letzten Szene bringen die Bewohner*innen all ihre Kräfte zusammen, um sich möglichst effektive Strategien gegen Diebe während der unbewohnten Zeit auszudenken. Mögen sie sich noch so teure Schutzmechanismen anschaffen, so dürften sie doch nicht “zu reich” wirken. Die einzige Erinnerung daran, dass die Grundidee von Kleingartenvereinen sich an die Arbeiter*innenklasse richtete.
Fazit: Unterhaltsames, subtiles Stück, das aber noch stärker Typen herausstreichen hätte können.
Produktion: Variante Vierundvierzig, Groundworkers
Regie und Konzept: Maria Sendlhofer | Bühne und Kostüm: Larissa Kramarek | Choreographie: Olivia Hild| Musik: Bernhard Eder | Text: Peter Neugschwentner, Armela Madreiter | Dramaturgie: Christina Kramer | Künstlerische Mitarbeit: Peter Neugschwentner |
Mit: Philipp Auer, Janusz Cichocki, Bernhard Eder, Olivia Hild, Suse Lichtenberger, Peter Pertusini, Krista Schweiggl
Mehr Informationen hier: https://kosmostheater.at/produktion/kleingartenverein-zukunft/
Fotos (c) Bettina Frenzel