Kammerspiele der Josefstadt /// 21. November 2019 /// Mord im Orientexpress
Die erste deutschsprachige Theaterinszenierung von Mord im Orientexpress überzeugt als originalgetreue Kriminalkomödie. Eine ausverkaufte Premiere, die daran erinnert, warum Agatha Christies Werke noch immer zurecht gefeiert werden.
Detektiv Hercule Poirot befindet sich in Istanbul, um mit dem luxuriösen Orient Express nach England zu reisen. Die durch Agatha Christie selbst bereiste Zugverbindung erzählt von Reisenden aus England, den USA, Ungarn, und Frankreich: Sie sind Erzieherinnen, Sekretäre, Geschäftsmänner, Prinzessinnen, Gräfinnen und Missionarinnen. Als der Geschäftsmann Ratchett tot in seinem Zugabteil aufgefunden wird, ist klar: Sie alle teilen ein Geheimnis, dem Poirot während eines Schneesturmes mit seinen präzisen Beobachtungen auf die Schliche kommt.
Die Fassung von Ken Ludwig mit der Regie von Werner Sobotka ist sehr originalgetreu inszeniert und erinnert an die vorherigen Filmfassungen des Romans, wie die letzte aus dem Jahr 2017 von Kenneth Branagh. Die erste deutschsprachige Theaterinszenierung betont die psychologisch interessanten und komischen Charakteristika des Stückes auf eine kriminalkomische Weise. Die Eigenarten der Figuren wie, zum Beispiel das Zwirbeln des Schnurrbarts durch Poirot, erinnern oft an Karikaturen.
Siegfried Walther als der Detektiv Poirot ist genial überzeugend – inmitten des Stückes sehe ich mich durch die Fenster des Zuges, nicht einer Bühne, in die Handlung hineinblicken und möchte Poirot persönlich kennenlernen. Auch Ulli Maier als Mrs. Hubbard dominiert als zweite starke Figur ganz klar das Stück in der komisch übertriebenen Art der Schauspielerin, was eine Metaebene zum Stück selbst ist.
Das Bühnenbild ist aufwendig gestaltet: Nebel, Videos, Kostüme, Requisiten erzeugen die Illusion eines Schneesturmes in einem luxuriösen Reisehotel in der Ära der 1930er Jahre. Die typische Musik eines Krimis in spannenden Momenten kreiert zusammen mit den Charakteren einen angenehmen und unterhaltsamen Theaterabend. Auch die Pause beim Cliffhanger inmitten des Stückes ist genau richtig gesetzt.
Fazit: Ich glaube, Agatha Christie hätte diese Inszenierung gefallen.
MORD IM ORIENTEXPRESS
Für die Bühne bearbeitet von Ken Ludwig, Deutsch von Michael Raab, Deutschsprachige Erstaufführung
Hercule Poirot: Siegfried Walther | Monsieur Bouc: Johannes Seilern | Mary Debenham: Alexandra Krismer | Hector MacQueen: Martin Niedermair | Michel, Schaffner: Markus Kofler | Prinzessin Dragomiroff: Marianne Nentwich | Greta Ohlsson: Therese Lohner | Gräfin Andrenyi: Michaela Klamminger | Mrs. Hubbard: Ulli Maier | Oberst Arbuthnot: Paul Matić | Samuel Ratchett: Paul Matić | Oberkellner: Markus Kofler
Regie: Werner Sobotka | Bühnenbild: Walter Vogelweider | Kostüme: Elisabeth Gressel | Video: Jan Frankl | Ton: Reinhard Köberl | Dramaturgie: Barbara Nowotny | Licht: Manfred Gross
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Fotos: © Astrid Knie