Kosmos Theater /// 11. März 2020 /// Sex Smells
Konfetti, Pop-Musik und David Bowie-Frisur. Mit viel Glitzer, pink und kitsch war die Inszenierung “Sex Smells” von und mit dem Kollektiv Eins im Kosmos Theater wahrhaftig “post-ästhetisch”.
“Sex Smells” erzählt die Widerstandsgeschichte der drei Betreiber*innen der Flamingo Bar – ein Ort für grenzenlose Lust und Sinnlichkeit. Nun soll die Bar, die das zu Hause der drei Figuren ist und so viele Erinnerungen vereint, geschlossen werden. Es folgt eine Revolte gegen Hierarchien, Machtstrukturen des Kapitalismus und ideologischen Konservatismus.
Gelungen bettet sich in die Handlung die Vielschichtigkeit des Diskurses über Sex-Positivismus (sex positivity): Wie kann man normative Strukturen des Begehrens aufbrechen? Auf der Suche nach einer Antwort verwebt die Stückentwicklung lose Zipfel erzählenswerter Anekdoten, um auf Stigmatisierung aufmerksam zu machen: Das Aushandeln von SM-Praktiken, Selbstbefriedigung, Sexarbeit und Pornografie entpuppt sich hier als eine Hymne auf sexuelle Freiheit und Diversität.
Das Bühnenbild zeigt eine zeltähnliches Häuschen: Die Flamingo Bar, die mit zahlreichen dekorativen Accessoires ausgestattet ist und von einem warmen, lila Licht bestrahlt wird.
Beeindruckend ist das rasante Spieltempo: Ob hinter, vor oder im Bühnenbild, der Bühnenraum wird vielfältig bespielt. Dies fordert viel Konzentration, sorgt teilweise für Verwirrung, wird aber mittels Humor geladener Andeutungen und Phrasen ausgeglichen.
Einen Rahmen um das Stück bilden filmische Sequenzen von teilweise nicht-identifizierbaren krabbelnden und kriechenden (Meeres-)Tieren. Anfangs wirkt dies irritierend, dann folgt aber ein erhellender Aha-Moment: Mit den Sequenzen wird das Nicht-Schubladisierbare visualisiert. Somit verankern sich die skurril wirkenden Bilder ausdrucksstark in einem queer-politischen Kontext.
Fazit: “Sex Smells” glänzt mit einem flotten Tempo, vielen unterhaltenden und politischen Wortwitzen in Kombination mit fetzigen Soundtracks – empfehlenswert (auch) für Menschen, die sich dem Sex-Positivismus Diskurs ein wenig annähern möchten.
SEX SMELLS
Eine Stückentwicklung von Kollektiv Eins
Eine Koproduktion von Kollektiv Eins, Die Theater Chemnitz und Kosmos Theater
Idee & Konzept: Kollektiv Eins | Regie & Text: Paula Thielecke | Spiel / Performance: Marlene-Sophie Haagen, Fabian Raabe, Carolin Wiedenbröker, Tara Afsah (Live-Kamera) | Bühne & Kostüm: Lisa Jacobi | Bühne & Requisite: Harald Rischmüller | Video: Tara Afsah | Komposition: Laura Eggert | Regieassistenz: Francesca Menges | Produktionsleitung: Jasna Witkoski
Weitere Infos zu dem Stück findest du hier: Klick!
Fotorechte: Bettina Frenzel