Kasino am Schwarzenbergplatz /// 26. Oktober 2019 /// Wie versteckt man einen Elefanten?
Es geht um einen Elefanten, man ahnt daher bereits Großes, aber wie soll so ein gewaltiges Tier auf der Bühne inszeniert werden? Ferne Geräusche und viel Fantasie? Ergänzende Schattenspiele mit filigranen Figuren? Oder vielleicht doch ein riesiges Elefanten-Gerüst, welches urplötzlich aus seiner Unterbringung gestampft kommt?
Wie versteckt man einen Elefanten? – Was wie der Anfang eines Witzes klingt, wird in der Geschichte von Tad und Cissie bitterer Ernst und begründet eine spannende Hetzjagd, ganz nach dem Vorbild des Kinderbuches ‘The Great Elephant Chase’ von Gillian Cross. Obwohl auch die Theaterfassung von Joel Horwood für Kinder ab sieben Jahren konzipiert ist, ist es doch ein besonderes Spektakel, das einem da geboten wird, und auch absolut für ältere Generationen sehenswert.
Die Kulisse ist weitgehend zentriert, der Hintergrund auf ferne Geräusche beschränkt und das gesamte Publikum wartet merkbar aufgeregt auf den Auftritt des Elefanten. Bereits der Einstieg ins Stück durchbricht die vierte Wand und verläuft so fließend, dass man gar keine andere Wahl hat, als dem Stück von Beginn an aufmerksam zu folgen.
Es dauert auch nicht lange, da stampft diese gewaltige Konstruktion aus einer riesigen roten Holzkiste heraus und versetzt selbst mich in Staunen. Ein mechanisch-künstlerisches Meisterwerk geführt und bewegt im Inneren von vier Schauspieler*innen, die jedes Zucken, Senken, Heben und Sträuben, wie das eines lebenden Elefanten wirken lassen und damit sogar das Spiel der talentierten Hauptdarsteller*innen zu überbieten drohen. Die zersplitterte Elefantenhaut der Gestalt ist wie eine Vorahnung auf die kommenden Strapazen, die das Tier zusammen mit Tad und Cissie durchleben muss. So wird eine pompöse Puppe zur Verkörperung und zum Träger des gesamten Stücks, was die Leistung der Verantwortlichen nur noch mehr rühmt.
Obwohl das Stück vor allem an Kinder gerichtet ist, wird eine breite Palette wichtiger, tiefgründiger und auch sehr trauriger Themen wie Rassismus, Frauendiskriminierung, Krieg und der Tod angesprochen. Manche würden sie vielleicht als ‘zu schwer verdaulich für unsere Kleinsten’ einschätzen, ich allerdings finde gerade das vorbildhaft: Genügend Kinder sind, direkt wie indirekt, von diesen Themen betroffen und haben ein Recht auf eine Auseinandersetzung mit ihnen.
Fazit: Um im Theater einen Elefanten zu bewegen, braucht es daher wohl nicht weniger als vier beeindruckende Schauspieler*innen mit einem synchronen Verständnis für ‘elefantische’ Körpersprache und -bewegung, durch welche sich schlussendlich auch das Publikum bewegt fühlt.
WIE VERSTECKT MAN EINEN ELEFANTEN?
Joel Horwood nach Gillian Cross
Regie: Ingo Berk, Mervyn Millar
Puppendesign: Mervyn Millar (Significant Object)
Puppenbau: Tracy Waller
Bühne und Kostüme: Damian Hitz
Musik: Patrik Zeller
Licht: Norbert Gottwald
Dramaturgie: Tobias Herzberg
Schauspiel: Leonard Dick, Maresi Riegner, Marcus Kiepe, Elisabeth Augustin, Gunther Eckes, Alexandra Henkel, Katharina Halus, Daniel-Frantisek Kamen, Iris Schmid, Stephan Witzlinger, Stephanie Grünberger
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Bildrechte: © Marcella Ruiz Cruz